Es wird immer von “Machtergreifung” gesprochen, wenn es um den 30. Januar 1933 – den Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde – geht. Was aber würde es tatsächlich bedeuten “Macht ergreifen”? Es müßte eine Macht vorhanden gewesen sein, die jemand nur zu ergreifen brauchte, um sich ihrer bedienen zu können. Ist doch logisch, oder?
Um Ihnen deutlich zu machen, wie abwegig dieser Begriff im Zusammenhang mit der Ernennung vom 30.1.33 ist, möchte ich hier einen Auszug aus dem Buch von Georg Franz-Willing (“1933 – Die nationale Erhebung”) sprechen lassen. Angemerkt sei, daß ich kein wirklicher Freund des Autors bin. Zu sehr sind mir seine – gut zusammengetragenen Fakten – mit persönlichen Abneigungen gespickt, die zu oft zu völlig nicht nachvollziehbaren Schlüssen führen. Da hier aber nur die Fakten entscheidend sind, möchte ich die persönlichen “Bauchschmerzen” außen vor lassen.
Am frühen Morgen des 30. Januar versuchte die konservative Gruppe um Schmidt und Düsterberg, durch persönliche Einflußnahme auf Seldte und Blomberg wenigstens zu verhindern, daß die preußische Polizei an die Nationalsozialisten ausgeliefert würde. In diesem Sinne beeinflußten sie auch Hugenberg. Ein „letzter Widerstand Hugenbergs“ richtete sich gegen die Forderung Hitlers nach sofortiger Auflösung des Reichstags und Ausschreibung von Neuwahlen. „Als sich am 30. Januar 1933 zur festgesetzten Stunde die Mitglieder des neuen Kabinetts in meinem Arbeitszimmer versammelt hatten und ich sie beim Reichspräsidenten anmelden wollte“, so schildert Staatssekretär Meißner den geschichtlichen Vorgang, „bat Hugenberg um einen kurzen Aufschub, da er vorher mit Hitler eine wichtige Frage klären müsse. Er verhandelte dann in einer Fensternische meines Arbeitszimmers mit Hitler und von Papen über die Frage der Reichstags-Auflösung und Neuwahl, die er als überflüssig bezeichnete, nachdem vor zwei Monaten das Parlament neugewählt worden sei; die neue Regierung werde auch in diesem Reichstag eine Mehrheit finden. Erst nachdem Hitler ihm feierlich versichert hatte, daß er ohne Rücksicht auf den Ausgang der Neuwahl an der gegenwärtigen Zusammensetzung des Kabinetts festhalten werde und überhaupt nicht die Absicht hätte, sich von den derzeitigen Regierungsmitgliedern jemals wieder zu trennen, ließ sich Hugenberg von seiner anfänglich geäußerten Absicht, seine und seiner Partei Beteiligung an der Regierungsbildung von der Nichtauflösung des Reichstags abhängig zu machen, abbringen und erklärte, die Entscheidung über eine Auflösung des Reichstags dem Reichspräsidenten zu überlassen, dem sie nach der Reichsverfassung zustand. Darauf erfolgte um 11.15 Uhr die Vereidigung der neuen Regierung durch den Reichspräsidenten und die Aushändigung der Ernennungsurkunden.
Reichspräsident von Hindenburg hatte am längsten und zähesten der Berufung des Führers der nationalsozialistischen Bewegung Widerstand geleistet. Aber vor die Alternative gestellt, Hitler ins Kanzleramt zu berufen oder einen Verfassungsbruch mit dem Risiko eines Bürgerkrieges zu begehen, hatte er sich für das von seiner Warte aus kleinere Übel, die Ernennung Hitlers entschieden. Sein Wunsch nach möglichst großen Sicherungen gegen die Gefahr einer Einparteiendiktatur war nach Möglichkeit erfüllt worden: seine Prärogative als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Reichswehr, das Ernennungsrecht des Reichswehrministers und Außenministers waren berücksichtigt, sein engster politischer Vertrauter, Franz von Papen, war als Vizekanzler berechtigt, jedem Vortrag des Reichskanzlers beim Reichspräsidenten beizuwohnen. Außerdem war er auch Reichskommissar für Preußen. Die drei Nationalsozialisten im Kabinett, Hitler, Frick und Göring, waren umgeben von neun Nicht-Nationalsozialisten. Davon waren zwei Deutschnationale, Hugenberg und Gürtner.
Hugenberg hatte sogar zwei Ministerien inne. Vor allem aber bestand bei allen Gegnern Hitlers die Hoffnung, er werde sich schnell abnützen, abwirtschaften, und könne dann leicht verdrängt werden. Bei den langwierigen Bemühungen um die Bildung dieser Rechtskoalition hatte sich auch jene konservative Opposition bereits teilweise herauskristallisiert, die in späteren Jahren den Kern des Widerstandes gegen Hitler bildete: Gördeler und Kleist-Schmenzin als Angehörige des konservativen Schattenkabinetts, der Bundeskanzler des „Stahlhelm“, Siegfried Wagner, Düsterberg und Otto Schmidt-Hannover sind jene Einzelnamen, die in die Zukunft der konservativen Opposition deuteten. Sie symbolisierten bestimmte Gesellschaftsgruppen, die bürgerlich-konservative Oberschicht und den ostelbischen Adel. Aus ihnen erwuchs die Widerstandsbewegung.
Nach dem Scheitern von drei Präsidialkabinetten war das greise Staatsoberhaupt froh, auf die verfassungsmäßige Bahn einer normalen parlamentarischen Regierungsbildung zurückkehren zu können.
Seit 1930 hatte er die Hauptlast der Regierungsverantwortung getragen, nachdem die Parteien und damit das parlamentarische System abgewirtschaftet hatten. Trotz seines hohen Alters entgegen allen anderslautenden Behauptungen von ungebrochener geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit, hatte er auf dringenden Wunsch der Regierung Brüning und der Weimarer Koalitionsparteien, die ihn 1925 abgelehnt hatten, im Alter von nahezu 85 Jahren noch einmal die Bürde des Reichspräsidentenamtes auf sich genommen.
Angesichts der schweren Staats- und Gesellschaftskrise war es jedoch in höchstem Grade unverantwortlich, dem 85jährigen dieses Amt noch einmal aufzunötigen. Dem Linkskurs und den Linksparteien stand er aufgrund seiner Herkunft, seiner traditionellen Bindung an die Monarchie kritisch gegenüber. Im Herzen wünschte er immer die Rückkehr zur monarchischen Staatsform, eine Anschauung, die er besonders auch mit Papen teilte. Die Bildung einer Regierungskoalition der Rechtsparteien war für ihn die Erfüllung eines langersehnten Wunsches trotz seiner schweren Bedenken gegen den „böhmischen Gefreiten“. Er vertraute auf die konservativen Kräfte der Regierung Hitler-Papen-Hugenberg; sie waren in der dreifachen Überzahl gegenüber den drei Nationalsozialisten.
Als Papen am 29. Januar 1933 bei der Regierungsbildung die gemeinsamen Sorgen und die Hoffnung zur Sprache brachte, „eine Entwicklung zum Radikalen durch den Einfluß christlicher Prinzipien verhindern zu können“, antwortete ihm Hindenburg beschwichtigend: „Ich weiß wirklich nicht, was noch passieren könnte. Sie sind Vizekanzler und zugleich preußischer Ministerpräsident. Mit Ausnahme von zwei Ministerposten sind alle Ressorts mit unseren Leuten besetzt. Und außerdem werden Sie jedem Vortrage beiwohnen, den Hitler mir halten wird.
Die Ernennung der Reichsregierung Hitler-Papen-Hugenberg
Die 21. Reichsregierung der Weimarer Republik, die Koalition NSDAP/DNVP, setzte sich wie folgt zusammen: Reichskanzler: Adolf Hitler, NSDAP.
Vizekanzler und Reichskommissar für Preußen: Franz von Papen.
Reichsminister des Auswärtigen: Constantin Frhr. v. Neurath, seit 2. Juni 1932 in diesem Amt.
Reichsminister der Finanzen: Lutz Graf Schwerin von Krosigk, ebenso seit 2. Juni 1932 im Amt.
Reichsinnenminister: Dr. Wilhelm Frick, Führer der nat. soz. Reichstagsfraktion.
Reichswehrminister: Generalleutnant Werner von Blomberg, vom Reichspräsidenten berufen.
Reichswirtschaftsminister: Alfred Hugenberg, Führer der Deutschnationalen Volkspartei.
Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft: Alfred Hugenberg (siehe oben).
Reichsverkehrs- und Postminister: Paul Frhr. v. Eltz-Rübenach, seit 2. Juni 1932 im Amt.
Reichsarbeitsminister: Franz Seldte, l. Bundesführer des „Stahlhelm“, Bund der Frontsoldaten.
Reichsminister der Justiz: Dr. Franz Gürtner, seit 2. 6. 1932 im Amt.
Reichsminister ohne Geschäftsbereich, gleichzeitig Reichskommissar für den Luftverkehr und kommissarischer preußischer Innenminister: Hermann Göring, Hauptmann a. D., NSDAP, politischer Beauftragter Hitlers, seit August 1932 Reichstagspräsident.
Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung: Dr. Günther Gereke, seit 3. Dez. 1932 im Amt.
Die neue Regierung hatte nur drei Nationalsozialisten als Mitglieder: Hitler, Frick und Göring. Der Koalitionspartner, die DNVP, besetzte mit ihrem Führer Alfred Hugenberg zwei Ministerien; auch der Justizminister gehörte der DNVP an. Der „Stahlhelm“, die große Frontsoldaten-Organisation, stellte seinen ersten Bundesführer als Minister. Die Fachministerien des Auswärtigen, der Finanzen, der Justiz, des Verkehrs und der Post blieben in den Händen der bisherigen parteilosen Minister, die seit der Regierung Papen Anfang Juni 1932 amtierten. Der Reichswehrminister war von Hindenburg als Oberbefehlshaber der Reichswehr persönlich berufen worden. Gereke war seit dem Kabinett Schleicher tätig. Papen als der vom Reichspräsidenten beauftragte „Regierungsmacher“ war auf Wunsch und im Sinne Hindenburgs bemüht gewesen, den Einfluß der Nationalsozialisten möglichst einzuschränken und die drei nationalsozialistischen Mitglieder der Regierung „einzurahmen“ mit seinen und Hindenburgs Vertrauenspersonen. Das waren drei parteilose Fachminister, Neurath, Schwerin-Krosigk und Eltz von Rübenach aus der Zeit der Regierung Papen, ferner Seldte, der Führer des „Stahlhelm“, der ebenfalls im Kabinett Papen bereits bewährte Justizminister Gürtner und der menschlich schwierige, eigenwillige Führer der DNVP, Hugenberg.
Auf diese Weise hofften das greise Reichsoberhaupt und sein Vertrauensmann Papen, die Gefahr eines Übergewichtes der NSDAP und der von ihr drohenden Einparteienherrschaft zu bannen.
Aber schon am gleichen Tage zeigte sich nach Bekanntwerden der neuen Reichsregierung, daß es sich um keinen normalen Kabinettswechsel handelte, sondern um eine Revolution, wie Oberst Walter von Reichenau gleichen tags feststellte. Überall fanden Freudenkundgebungen der nationalgesinnten Schichten der Bevölkerung statt. In der Reichshauptstadt veranstalteten die nationalen Verbände (SA, SS, Stahlhelm) einen großen Fackelzug zu Ehren des Reichspräsidenten und der neuen Regierung. Gegen den Willen Hugenbergs hatte der Kanzler bei Hindenburg die Auflösung des Reichstags am 1. Februar und die Ausschreibung von Neuwahlen für den 5. März durchgesetzt. Durch eine Verordnung vom 2. Februar wurde die Bildung von Splitterparteien unmöglich gemacht und den Auslandsdeutschen das Wahlrecht verliehen. Am 1. Februar sprach Hitler zum ersten Mal in seiner neuen Stellung als Regierungschef im Rundfunk über alle deutschen Sender. Er verkündete im „Aufruf der Reichsregierung“ zwei Vierjahrespläne für die Bauern und Arbeiter; dort heißt es u. a.: „So wird es die nationale Regierung als ihre oberste und erste Aufgabe ansehen, die geistige und willensmäßige Einheit unseres Volkes wiederherzustellen. Sie wird die Fundamente wahren und verteidigen, auf denen die Kraft unserer Nation beruht. Sie wird das Christentum als Basis unserer gesamten Moral, die Familie als Keimzelle unseres Volks- und Staatskörpers in ihren festen Schutz nehmen. Sie wird über Stände und Klassen hinweg unser Volk wieder zum Bewußtsein seiner volklichen und politischen Einheit und der daraus entspringenden Pflichten bringen. . .“ Im zweiten Teil fuhr er fort: „Die nationale Regierung wird das große Werk der Reorganisation der Wirtschaft unseres Volkes mit zwei großen Vierjahresplänen lösen: Rettung des deutschen Bauern zur Erhaltung der Ernährungs- und damit der Lebensgrundlage der Nation. Rettung des deutschen Arbeiters durch einen gewaltigen und umfassenden Angriff gegen die Arbeitslosigkeit . . .“ Im dritten Teil des Aufrufs ging er in allgemeinen Worten auf die Außenpolitik ein: die nationale Regierung sieht „ihre höchste Mission in der Wahrung der Lebensrechte und damit der Wiedererringung der Freiheit unseres Volkes“. Er betonte in diesem Zusammenhang auch den Wunsch nach Abrüstung: „So groß unsere Liebe zu unserem Heere als Träger unserer Waffen und Symbol unserer großen Vergangenheit ist. so wären wir doch beglückt, wenn die Welt durch eine Beschränkung ihrer Rüstungen eine Vermehrung unserer eigenen Waffen niemals mehr erforderlich machen würde.“ Der von allen Mitgliedern des Reichskabinetts unterzeichnete Aufruf schloß mit den Worten: „Die Parteien des Marxismus und seiner Mitläufer haben 14 Jahre Zeit gehabt, ihr Können zu beweisen. Das Ergebnis ist ein Trümmerfeld. Nun, deutsches Volk, gib uns die Zeit von vier Jahren und dann urteile und richte uns! Getreu dem Befehl des Generalfeldmarschalls wollen wir beginnen. Möge der allmächtige Gott unsere Arbeit in seine Gnade nehmen, unseren Willen recht gestalten, unsere Einsicht segnen und uns mit dem Vertrauen unseres Volkes beglücken. Denn wir wollen nicht kämpfen für uns, sondern für Deutschland!“ Der Aufruf machte tiefen Eindruck auf die Mehrheit des deutschen Volkes und bestärkte den vorhandenen Glauben an die feste Hand der neuen Regierung wie die Hoffnung auf den Wiederaufstieg Deutschlands. Die Angst vor Bürgerkrieg, Chaos und kommunistischer Herrschaft hatte die bürgerlichen Schichten reif gemacht für eine autoritäre Führung. Der nun in Gang kommenden nationalen Revolution aber lag als entscheidende Triebfeder der Erneuerungswille der deutschen Jugend zugrunde. Der Weimarer Staat hatte die Jugend nicht nur verloren; er hatte sie, was viel schlimmer war, nie zu gewinnen verstanden. Ein Staat aber, dem die Jugend nicht gehört, ist von der Geschichte schon in der Stunde seiner Geburt gerichtet.
Die Weimarer Republik hatte die Jugend gar nicht gewinnen und nie für sich begeistern können, weil die staatstragenden Parteien und vor allem die übermächtige linksgerichtete „öffentliche Meinung“ der Jugend nicht nur keine Ideale zu geben vermocht hatte, sondern vielmehr die überlieferten geistigen und sittlichen Werte zeitloser Gültigkeit geleugnet, zersetzt, verhöhnt und in den Schmutz gezogen hatte. Insbesondere waren der nationale Gedanke, das Heldentum der Frontsoldaten verhöhnt und der Wehrgedanke bekämpft, darüber hinaus aber auch die religiösen Grundwerte wie Ehe und Familie relativiert und in den Staub getreten worden, vor allem von der linksgerichteten öffentlichen Meinung.
Die Hitlerbewegung hatte hier die geistige Lücke auszufüllen verstanden durch die Verherrlichung der Nation als Schicksalsgemeinschaft, durch die Verehrung des Frontsoldaten im besonderen, des Kriegertums im allgemeinen. „Für die Jungen ist der Nationalsozialismus eine geistige Bewegung“, stellte der australische Beobachter fest. Die Jugend verlieh der Hitlerbewegung ihre unwiderstehliche Schwungkraft.
Der Reichskanzler hielt am 2. Februar eine kurze Ansprache an den Reichsrat. Seine Regierung sei entschlossen, alles zu tun, um „den Ländern, diesen historischen Bausteinen der Nation“ ihre Lebensfähigkeit zu erhalten. Mit der Bitte um Zusammenarbeit schloß er seine Rede.
Das neue Reichskabinett bezeichnete sich als Regierung der nationalen Konzentration; im Grunde aber beruhte es auf der „Harzburger Front“ der NSDAP, der DNVP und des „Stahlhelm“. Verhandlungen mit dem Zentrum zur Beteiligung dieser Massenpartei waren angebahnt, aber nicht durchgeführt worden. Das Zentrum und seine bayerische Schwesterpartei, die BVP, beschwerten sich daher über den Ausschluß aus der Regierungsbildung. Hitler hatte es abgelehnt, den Fragenkatalog der Zentrumspartei zu beantworten. Der Führer des Zentrums, Prälat Kaas, erklärte in seiner Antwort auf das Schreiben des Reichskanzlers vom 31. Januar u. a.: „Angesichts der Tatsache, daß die amtliche Verlautbarung über die Auflösung des Reichstags sich auf die unrichtige Behauptung stützt, daß eine Mehrheitsbildung sich als unmöglich erwiesen habe, glaube ich mich verpflichtet, dem Herrn Reichspräsidenten Abschrift dieses Schreibens vorlegen zu lassen.“ Der bayerische Ministerpräsident Dr. Held warf in einer Massenversammlung in Eichstätt am 2. Februar die Frage auf: „Wer hat die Kühnheit besessen, den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg so falsch zu informieren, daß es unmöglich sei, im Reichstage eine Mehrheit für eine nationale Konzentration zu finden?“ Die SPD eröffnete den Wahlkampf unter dem Motto: „Freiheitsfront gegen Harzburger Front“, und die Staatspartei, Nachfolgerin der DDP, nahm in scharfen Worten gegen den Aufruf der Reichsregierung Stellung. Ungefähr gleichzeitig verlieh der Fraktionsvorsitzende der Nationalsozialisten im bayerischen Landtag, Rudolf Buttmann, seiner Freude über die Ernennung des Kabinetts Hitler Ausdruck. Er begrüßte sie als Willenskundgebung des deutschen Volkes, „endlich Schluß zu machen mit dem überlebten parlamentarischen System.
Zu den wichtigen Personalveränderungen in der obersten Spitze gehörten die Ablösung des Chefs des Ministeramtes im Reichswehrministerium Oberst Ferdinand von Bredow, der als Vertrauensmann Schleichers seinen Dienst aufgeben mußte, durch Oberst Walter von Reichenau (1884—1942), den späteren Generalfeldmarschall, am 1. Februar. Reichenau sympathisierte mit den Nationalsozialisten. An die Stelle des bisherigen Staatssekretärs der Reichskanzlei (Chef der Reichskanzlei) Erwin Planck (1893—1945) trat der bisherige Ministerialrat Dr. Heinrich Lammers (1879—1962). Pressechef der neuen Reichsregierung wurde Walter Funk (1890—1960) als Nachfolger von Erich Marcks. Der neue Reichswehrminister, die große Enttäuschung der Konservativen, erließ am 1. Februar folgenden Aufruf an die Wehrmacht: „Das Vertrauen unseres Oberbefehlshabers, des Herrn Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls von Hindenburg, hat mich an die Spitze der Wehrmacht berufen. Ich übernehme das Amt mit dem festen Willen, die Reichswehr nach dem Vermächtnis meines Amtsvorgängers als überparteiliches Machtmittel des Staates zu erhalten, sie durch Förderung aller auf die Wehrertüchtigung des Volkes hinzielenden Bestrebungen zu unterbauen und sie in absehbarer Zeit zum vollwertigen Bürgen der nationalen Sicherheit des Vaterlandes zu machen.“
“Machtergreifung” – welch immer wiederholte Lüge, um von der Unfähigkeit der Demokraten abzulenken. Wer sind denn die ehrlosen Gestalten, denen der leicht verdiente Judaslohn näher steht als das Wohl des deutschen Volkes? Wer waren sie damals und wer sind sie heute?
Der greise Hindenburg hat sich nicht für den Bürgerkrieg entschieden. Bürgerkriege kennen wir aus den vergangenen 100 Jahren zur Genüge – und wissen auch, wer sie immer angezettelt hat. Blicken wir aktuell nur ein Stück gen Westen, nach Frankreich. Wie lange noch wird es dauern, bis es auch in Deutschland brennt?
Nichts wird so laufen wie es 1933 geschehen ist. Heute haben wir grundsätzlich andere Bedingungen. Es fehlt als wichtigstes Element die Masse der Frontsoldaten, denen Ehre noch etwas bedeutete. Und doch gibt es etwas, was sich durch alle Abschnitte der Geschichte zieht. Es waren immer nur wenige, die, von der Notwendigkeit des Handelns überzeugt, die Rettung brachten. Nicht um billigen Lohn, um Ruhm oder Posten ging es ihnen, sondern um ihr Volk und dessen Erhaltung.
Und diese Wenigen wird es auch heute geben, dessen bin ich mir sicher!